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Privatisierung, Regulierung der Monopole

Liberalisieren heisst Bedingungen für Konkurrenz einführen und nicht privatisieren. Parallel zur Liberalisierung von Produktion und Handel findet dennoch dort, wo die Elektrizitätswirtschaft zentralisiert und verstaatlicht ist, i.d.R. auch eine Privatisierung statt (Beispiel Grossbritannien); nicht unbedingt notwendig ist diese hingegen dort, wo die Elektrizitätswirtschaft bereits dezentral organisiert ist (Beispiel Norwegen).

Ein wichtiger Aspekt der Regulierung der Netzmonopole ist die Festlegung der Netzbenutzungsgebühren. Im Fall des Übertragungsnetzes könnte die Vergütung teilweise auf Grund der Grenzkosten (Anschlusspunkttarife) festgelegt werden (s. dazu auch Band 3, Kap. 9). Diese erfassen allerdings nur den Normalbetrieb des Netzes (Investitionen + Verluste), nicht aber die Mehraufwendungen, die z.B. für die (n-1)-Sicherheit oder die Regulierung des Netzes notwendig sind, weshalb zusätzliche Vergütungen notwendig sind. Die Gesamtaufwendungen für das Übertragungsnetz (380/220 kV-Netz) sind aber relativ gering, liegen z.B. für die Schweiz gemäss Entwurf des VSE 1999 (Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen) unter 0.7 ct/kWh (nach neueren Schätzungen liegen sie allerdings
deutlich über 1 ct/kWh).

Wesentlich höher liegen die Aufwendungen für die Verteilnetze (0.7−5 ct/kWh, nach neuer Schätzung eher bis10 ct/kWh) je nach Spannungsstufe. Die Vergütung der Verteilnetzdienstleistung erfolgt i.d.R. durch distanzunabhängige Briefmarkentarife. Die Methoden zu deren Festlegung sind z.T. noch umstritten. Man unterscheidet kostenorientierte und anreizorientierte Regulierungsmassnahmen. Neuere Untersuchungen zeigen deutliche Vorteile der anreizorientierten Regulierung auf, vor allem der vergleichenden Leistungsbeurteilung (yardstick competition) [Wild: Deregulierung und Regulierung der Elektrizitütsverteilung, 2000]. Insbesondere wird dadurch die statistisch gesehen erhebliche produktive Ineffizienz der Verteilmonopole deutlich. Eine weitere Form der Ineffizienz im Verteilbereich, die durch die Untersuchung offengelegt wird, ist die Skalenineffizienz, die unter Marktbedingungen zu einer Konzentration der (z. B. in der Schweiz) stark zerstückelten Verteilszene führen wird.